mein lebenslauf

Ich will mein Leben nun beschreiben.
Wie fang ich an? Ich kam zur Welt.
Ich will dabei nicht übertreiben,
wir hatten damals wenig Geld.

Wir mußten sehr bescheiden leben,
den Doktor hatten wir gespart.
Man streckt sich nach der Decke eben,
das war der Armen Leute Art.

Ich hütete mit Fünf drei Ziegen,
die Milch der Ziegen war mein Lohn.
Ich pflückte Blumen, fing die Fliegen
und war des Vaters stolzer Sohn.

Im siebten Jahr ging ich zur Schule,
der Weg dorthin war ziemlich weit.
Da fiel ich in so mansche Kuhle.
Das war die gute, alte Zeit.

Die Schule war, das kann man sagen,
für mich ein Leuchten, wie ein Stern,
Sie zählt zu meinen schönsten Tagen,
auch in die Kirche ging ich gern.

Ich lernte Geige voller Wonne
und trug auch gern Gedichte vor.
Das ganze Leben war voll Sonne,
mein ganzes Herz war voll Humor.

Mit Fünfzehn kam ich in die Lehre,
hab Frühstücksbrot dem Chef gebracht,
das war mir eine hohe Ehre,
auch er war auf mein Wohl bedacht.

Dann gab der Staat mir einen Spaten,
ich schaufelte am Altrhein Sand
und kam dann zu den Flaksoldaten,
zu kämpfen für mein Vaterland.

Nach Rußland bin ich mitgezogen,
doch das ging über unsere Kraft,
um Jugendzeit und Glück betrogen,
das Ende war Gefangenschaft.

Als Ausgebombter und Verlierer
zog ich dann wieder durch das Land.
Ich reiste damals als Hausierer,
heut zähl ich mich zum Mittelstand.

Wie schnell die Zeiten doch verfliegen,
nun fällt der Vorhang Stück für Stück.
Oft denk ich an die kleinen Ziegen
und an mein Elternhaus zurück.